LP Review: Zement - Klinker (2018)

Das Würzburger Krautrock-Duo Zement ist seit nunmehr vier Jahren unter diesem Namen auf den Beinen und ist seit dem ersten Release bei dem Würzburger Krautrock- und Psychedelic-Label Sunhair Music zuhause. Zwei Jahre nach dem Erscheinen des Erstlings mit dem Namen "Werk" haben die beiden Neo-Krautrocker mit "Klinker" ihre nächste Langspielplatte herausgebracht. Dieses schöne Stück kann direkt auf zement.bandcamp.com oder über Sunhair Music digital oder analog erworben werden.
Auf etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit präsentieren die Würzburger erneut ihre Liebe zu Baumaterialien und hypnotisierendem Krautrock. Das Ganze gestaltet sich dabei komplett instrumental in einer bunten und vielschichtigen Bandbreite aus cleanen Gitarren, wabernden Synthiesounds, mitreißendem Einsatz von Loops und Echos, sowie einem stets nach vorne treibendem Schlagzeug. Während die Keys und deren Schleifen einen trancigen Effekt erzeugen, zu dem man beim Zuhören sofort mitwippt, bewegen sich die Gitarrenspuren zumeist auf einer ganz anderen Ebene weit darüber und zaubern wunderschöne Melodien über den wabernden Teppich aus Klang und Drang.
Was an "Klinker" besonders begeistert ist der Abwechslungsreichtum, der jedes Stück der LP einzigartig macht. Der rote Faden zieht sich klar und erkennbar durch das gesamte Werk, und gleichzeitig hat jeder einzelne Track Wiedererkennungswert und Alleinstellungsmerkmale. So ist das organische Schlagzeug deutlich abwechslungsreicher als man es beispielsweise von anderen Krautrock Combos kennt, die sich in erster Linie auf die Melodie fokussieren, und den Rhythmus dann eher einem Computer überlassen.
Die zweite Seite der nach unter heißer Temperatur gebrannten Ziegelsteinen benannten Platte beginnt mit dem Track "C2 (A,F)", dessen Rhythmus die oben beschriebenen Zeilen deutlich untermalt. Auch die leicht versetzten Schläge auf Toms und treibende Fills mit hoher Schlagzahl im Titel "C3A" lassen das Schlagzeug für lange Zeit im Vordergrund erscheinen, bis sich im letzten Viertel des Liedes erst die Gitarre wieder davon absetzt und eine melodiöse Leadspur über die Synthies platziert.
Stilistisch bewegen sich Zement auf "Klinker" klar im Metier des (Neo-)Krautrock, schaffen es aber äußerst geschickt, die Genregrenzen im geschmeidigen Fluss immer wieder aufs Neue zu übersteigen. So hört man auch Elemente aus Space Rock, Trance Rock, oder aus anderen psychedelischen Stilen heraus. Was hier geboten wird, macht unheimlich viel Spaß und lässt sich ohne Probleme mehrfach am Stück durchhören, ohne dabei Langeweile zu erzeugen. Das Album ist in sich stimmig und mit einem großartigen Spannungsbogen aufgebaut.
Freunde von Künstlern wie Vibravoid, Camera, Föllakzoid, Weltraum, oder auch den frühen My Sleeping Karma werden mit dem Zweitlingswerk des Würzburger Duos viel Freude haben, und auch der Einstieg in die Materie Krautrock lässt sich mit "Klinker" äußerst gut bewerkstelligen. Ein großartiges Stück Musik, das jede Plattensammlung etwas bunter machen kann.

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