LP Review: Art Brut - Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out! (German)

Erinnert ihr euch an Art Brut? Es war die Zeit, als Indie Rock Künstler wie The Arctic Monkey, The Babyshambles, The Kooks und viele weitere ihren großen Hype hatten. Es war die Zeit, als Sarah Kuttner noch ihre Show auf VIVA hatte und Mando Diao mit "Down in the Past" ihren ersten großen Hit landeten und noch keine Akustik Versionen veröffentlichten.
In dieser Ära waren es vor allem Art Brut, die für mich besonders herausstachen. Mit ihrer locker rockigen Art, der stetigen Geschwindigkeit und den Anleihen von Bands wie The Clash, 999 oder auch UK Subs haben mich die Londoner immer deutlich mehr gefesselt als der Rest der großen Indie Rock Szene.
Vierzehn Jahre nach meiner damaligen Lieblings Single "My Little Brother" und fünf Jahre nach der letzten Platte "Top of the Pops" liegt nun die inzwischen sechste LP von Art Brut "Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out!" auf meinem Plattenteller. Und hier ist schon mal die erste gute Nachricht: es ist immer noch Art Brut! Hier wird immer noch schöner, flotter Indie Rock geboten, der mit teils gesprochener, teils gesungener Stimme präsentiert wird. Schön war der Lieferumfang der Sendung, der neben Schallplatte, einem Shirt, einem Poster und einer Tasse aus irgendwelchen Gründen auch eine Doppel-CD von einem AC/DC Konzert in Detroit 1990 enthielt.
"Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out!" erscheint auf dem Label Alcopop und kommt mit einem Dutzend Tracks, auf denen sich Art Brut mit rockigen Rhythmen, dunklem Humor, eingängigen Refrains und gekonntem Bläsereinsatz durch den Tonträger tanzen. Die cleanen Gitarren klingen noch immer etwas rauer als sie es bei vielen anderen prominenten Indie Rock Bands tun, und Eddie Argos' Gesang ist noch immer einzigartig und bestätigt, warum Art Brut immer etwas anders waren als viele Künstler aus ihrem Genre.
In ihren Texten nehmen Art Brut alles und jeden aufs Korn, und lassen kein Auge trocken. So kriegen sich selbsternannte Kultbands mit etwas zu großem Selbstbewusstsein in dem Track "Kultfigur" ihr Fett weg. Im Text von "Hospital!" wiederum taucht folgende Zeile auf "They tried to make go to rehab; and I said: That's probably a very good idea!", die ohne Zweifel an Amy Winehouse's "Going back to rehab" angelehnt ist. Ein persönlicher Favorit auf "Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out!" ist der Song "Good Morning Berlin". Nicht nur das wunderschöne Grundriff in der Strophe haben mich sofort in ihren Bann gezogen; es war der Refrain "Kannst du bitte die Luft aus meinem Glas lassen?", der mich sehr freudig überrascht hat.
Mit "Schwarzfahrer" und "Kultfigur" sind noch zwei deutsche Titel auf der Platte. Wobei "Schwarzfahrer" lediglich einen teilweise deutschen Refrain hat, und "Kultfigur" komplett englischsprachig ist. Wer sich mehr auf die schnellen, etwas unkonventionellen Partycrasher Songs freut, wird mit dem Titeltrack "Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out!" sehr zufrieden, "We'll make some enemies in the kitchen, 'cause we don't care whose booze we're drinking". Das ist genau die punkige Attitüde, die Art Brut so stark von anderen Indie Rock Bands unterschieden hat, und noch immer unterscheiden.
Nach mehrfachem Durchhören bin ich überzeugt: "I don't wanna go home, yet!". Art Brut sind noch immer kompromisslos, schnell, mitreißend, musikalisch und humorvoll. Das Londoner Quintett schafft es, sich ein bisschen neu zu erfinden und immer noch das abzuliefern, was man erwarten kann, wenn Art Brut auf dem Cover steht. Flotte Beats, direkte Ansagen, hier und da ein paar Bläser, und durch und durch die etwas bösere, dreckigere (und meiner Meinung nach bessere Seite) des Indie Rock.

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