LP Review: HIDE - Castration Anxiety (German)

Castration Anxiety ist der Name der ersten Langspielplatte des amerikanischen Duos HIDE. Der Perkussionist Seth Her und die Künstlerin Heather Gabel sind seit der Gründung in Chicago 2014 als HIDE aktiv. Das was sie dieses Jahr auf Vinyl gepresst haben, ist mitunter eine der düstersten, dunkelsten und intensivsten Scheiben, die bisher auf meinem Plattenteller lag.

Seth Her schafft es mit seinen Modulen, kontrollierte Verwirrungen in wunderschönster Industrial Manier zu erzeugen, in denen man sich beim Hören schnell verlieren kann. Der Sound baut auf abwechslungsreichen Drum Patterns auf, die zwischen waberndem und aggressiven Bass und Sub-Bass sowie gekonnt unharmonischen Melodien vorantreiben. Dabei erzeugen Rhythmus und Klänge in jedem Stück für sich sehr schöne Strukturen, die sich langsam aufbauen, zu vorantreibenden Beats werden und immer wieder in einer gekonnten Klimax enden.
Musikalisch ist hier viel Düsternis und industrieller Charme geboten, der auf Hochglanz präsentiert wird. Insbesondere ist es sehr angenehm, dass die Drum Patterns nicht nach Plastik klingen, sondern kraftvoll und intensiv auf beide Ohren eingehen.
Die Performance- und Gesangskünstlerin Heather Gabel macht diesen Sound durch ihren Stimmeinsatz erst perfekt. Die verzerrte, kraftvolle und wellenartig schwingende Stimme legt sich wie ein kaltes Reibeisen auf den rauen Sound und erzeugt instante Gänsehaut. Der Gesang ist sehr intensiv und sitzt passgenau auf dem düsteren Klangbild. Auffällig ist die recht tiefe Tonlage von Heather Gabel, die nur an einigen Stellen durch höhere Klänge abgewechselt wird; wie Stück "Wear Your Skin" beispielsweise. Auch die Dopplungen, Echos und Effekte geben dem Gesang zusätzliche Intensität und verstärken den tiefschwarzen Charakter der Musik von HIDE.
Castration Anxiety ist eine unfassbar düstere und intensive Platte. Das wird im weiteren Betrachten auch durch die Lyrics unterstrichen. Zeilen wie "Take off your mask, I want to see your dying face. Your silent screams are none too loud" aus dem Track "Close your Eyes" spiegeln etwas wundervoll ästhetisch Böses und Dunkles wider. Auf dem Soundbild von Seths treibenden, abgehackten Klängen, und gesungen von Heathers reißender Stimme wird eine solche Zeile erst schaurig schön.

Auf etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit öffnen HIDE mit Castration Anxiety einen abgrundtiefen Schlund dunkelster Industrial Musik, der zum Eintauchen und zum wankenden Tanz einlädt. Diese Platte macht Lust auf weitere Veröffentlichungen der Band und sollte in dunklen Tanzräumen zur Ausstattung gehören.

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