Nachruf: Fabrik Fabrik (2015-2018)

Berlin nach der Wende. Die Stadt ist immer noch grau; auch wenn man das hinter den bunten Fassaden und Graffiti nicht immer auf den ersten Blick sieht.
Irgendwo zwischen Henry Fonda, Neurotic Arseholes, Days in Grief und Slime gründen die vier Musiker Simon, Matti, Max und Paul ein kleines Projekt und nennen es Fabrik Fabrik. Es folgen einige Konzerte, es gibt etwas Merch und mit Unterstützung von Phantom Records erscheint im Jahr 2016 die einzige Platte des Quartetts. Leider wurde dann zwei Jahre später auch schon das Ende des Projekts angekündigt. Gerne hätte ich Fabrik Fabrik während ihrer aktiven Schaffensphase kennengelernt. Auch das hat nicht funktioniert; deshalb gibt es zumindest einen kleinen Nachruf.
Die einzige Veröffentlichung von Fabrik Fabrik ist eine selbstbetitelte LP mit neun vor Kraft und Emotion strotzenden Tracks. Fabrik Fabrik zeigen sich auf etwa 25 Minuten als Künstler, die deutschen (Hardcore) Punk aus Zeiten des Kalten Krieges mit schnellem Emocore, teilweise ein bisschen düsterem Crust und etwas Shoegaze mischen. Das sagt mir zumindest mein Ohr. Hier und da musste ich ein bisschen an Egozid denken, und auch die Cold Kids klingen stellenweise ähnlich. Mit ihrer LP präsentierten sich Fabrik Fabrik als melodische, brachiale Punk- und Emocore Band, die mit schönen Melodien, heiserem Gesang, krachendem Bass, und abwechslungsreichen Tempowechseln nach vorne prescht. Zum Abschluss der Platte gibt es noch ein Cover von Slime's "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", das mit dem Originaltext von Paul Celan abgeschlossen wird.
Wer die melancholisch-krachenden Klänge der vier Berliner noch hören möchte, kann sich auf der Bandcamp Seite der Band eine digitale Kopie holen. Haptische Formate sind noch über Phantom Records oder Twisted Chords erhältlich. Wer jedoch die Musiker nach wie vor unterstützen mag, kann dies bei Konzerten von Henry Fonda, Nervöus, Bomb Out! oder Pleite machen.
Fabrik Fabrik waren ein schönes Projekt, welches das Potential zur echten Band gehabt hätte. Aber es ist, wie es ist. Punk Rock ist immer noch nicht tot, und der Tod ist immer noch ein Meister aus Deutschland. Ich bin froh, dieses Schätzchen auf meinem Plattenteller liegen zu haben und empfehle die Platte auch ohne Abstriche weiter.

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