Konzertbericht: Blind Man's Medicine & Leaving Spirit @Marina Hafenbar, Würzburg, 31/07/2019
Zwischen Biertischen, Fleischsalat, Flammkuchen und dem Main hat sich am Mittwoch eine schöne Release Party ereignet. Ich war tatsächlich zum allerersten Mal in der Marina Hafenbar und war positiv angetan von dem Konzertraum im Bootshaus neben Restaurant und Biergarten.
Zusätzlich zu den regulären Gästen haben sich gegen Abend auch zunehmend Fans von Blues und Rock'n'Roll eingefunden, denn heute war es endlich soweit, dass Leaving Spirit ihre erste CD "Things Change" rausbringen.
Als Vorband waren Blind Man's Medicine auf der Bühne. Mit ihrer minimalistischen Ausstattung aus Djembe, Akustikgitarre und zwei Gesangsmikrophonen hat das Duo aus Würzburg den Abend schon mal ordentlich aufgeheizt. Musikalisch bewegte sich das Ganze mit hauchig melodischen Stimmeinsätzen über schnellem Akustik Blues. Ich finde, einen gewissen Desert Rock Einfluss in Richtung Mark Lanegan rausgehört zu haben.
Tatsächlich standen Blind Man's Medicine heute zum ersten Mal in dieser Konstellation auf einer Bühne, da sie sonst eher im Straßenmusik oder Wohnzimmerkonzerte spielen. Und das tun sie wirklich gut! Die Lieder sind voller Harmonie, und gespickt mit vielen Spielereien, die die Spannung konstant aufrecht erhalten. Da ich so gerne Dinge benenne, würde ich Blind Man's Medicine als Power Melancholy bezeichnen.
Die beiden haben von Vollgas bis zur Ballade jeden Gang des Blues drauf, und decken auch viele angenehme rockige Elemente mit ihrer Musik ab. Als sie eine Ballade angekündigt hatten, bekam ich tatsächlich erst etwas Angst, aber zu meiner Freude war ebendieses Lied sehr wenig Bon Jovi und dafür mehr Metallica.
Zu vorletzt spielten Blind Man's Medicine ihren Song "Icarus", der wahrscheinlich mein Favorit des Auftritts war. Hier hat mir der Wechsel zwischen orientalischer Skala und galoppierenden Rhythmen gegenüber wiederum sehr ruhigen Stellen äußerst gut gefallen. Insgesamt haben die beiden Musiker anhand von einem gewaltigen Sack voll Abwechslung an Beats und Harmonie bewiesen, welches Potential in nur zwei Instrumenten stecken kann.
Und dann standen nach einer kurzen Pause schon Leaving Spirit auf der Bühne. Ich fand die junge Southern Rock und Blues Band heute von vornherein noch selbstbewusster als vor eineinhalb Wochen im Immerhin (Konzertbericht: Leaving Spirit & Zeremony @Immerhin, 20/07/2019).
Voller Energie und mit einem großartigen Sound im Rücken legte die Band los und hat mich schon nach kurzer Zeit überrascht, da die Setlist nach dem kürzlichen Konzert mit Zeremony nicht nur geändert sondern auch deutlich erweitert wurde. So gab es nach dem Cover von "Come Together" eine flotte Funk Nummer, die von einer gut tuenden Überdosis Wah-Effekt das Tanzbein anregt und Lust auf zukünftige Veröffentlichungen von Leaving Spirit macht.
Speaking of which: ja, es sollte das letzte Konzert der Band im Jahr 2019 sein, da die ein oder andere Auslandserfahrung gemacht werden soll. Aber es wird noch geschrieben, und das ist ein gutes Zeichen, dass uns Leaving Spirit erhalten bleiben.
Spätestens als Sängerin Paula bei "Free Fallin'" die Mandoline auspackte, war klar, dass die gesamte Band heute vor immenser Sicherheit und Selbstbewusstsein strotzt. Und direkt in dieses Gefühl baute sich dann die großartige Cover Version von "Son of a Preacher Man" ein, das ich wohl noch nie so rockig gehört habe - und ich muss sagen, so gefällt es mir echt gut. Wenn man gerade bei den Covers ist, kann man auch da weitermachen. So bewiesen Leaving Spirit, dass man "Sweet Home Alabama" auch gut covern kann. Fick dich, Kid Rock!
Die Alabama Version von Leaving Spirit hieß "Keep rocking alive" und stellte in etwa die erste Klimax der guten Laune des Konzerts dar. Sehr nett fand ich, dass vor der Pause im Rahmen des in Fankreisen wahrscheinlich beliebtesten Songs "Girl on a Train" einzeln die Bandmitglieder vorgestellt wurden. Dabei habe ich auch erfahren, dass Anton einen sehr lauten Fanclub hat.
Einmal durchatmen und schnell eine neue Apfelschorle geholt, da war auch schon wieder die Pause vorbei. Leaving Spirit legten einfach nochmal einen drauf und packten von Anfang an einen ordentlichen Southern Rock aufs Parkett. Und als wäre die Stimmung nicht schon heiß genug kam direkt danach "La Grange" von ZZ Top - absolute Großartigkeit, und eventuell von den Cover Songs an diesem Abend mein Favorit.
Im Vergleich zum Auftritt mit Zeremony im Immerhin fand ich Leaving Spirit heute etwas rockiger, was nicht zuletzt mit der guten Laune auf und vor der Bühne korrelieren kann - oder andersrum. Dennoch durfte ganz besonders ein Blues nicht fehlen, und so war die erste Zugabe der wunderschöne "Refridgerator Blues". Bei "Suzie Q" von Creedence Clearwater Revival" durfte dann jeder nochmal ein Solo zum Besten geben, bevor die Band mit "Keep on rocking in the free World" den Abend auflöste.
Was für eine wunderschöne Veranstaltung! Ich hoffe, dass die Pause bei Leaving Spirit schneller vorbeigeht, als es zuerst klingt. Und ebenso freue ich mich, bald wieder Blind Man's Medicine zu sehen.
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