CD Review: Sonic Trip Project meets Sunhair - Space Trip Flight Log: PNF 30/11/2018

Was sich hinter diesem langen Titel verbirgt, beginnt mit einer kleinen Vorgeschichte. Wen diese nicht interessiert, kann bis zum ersten Foto weiter scrollen.
Als Ende 2018 zum elften Mal das Psychedelic Network Festival im Café Cairo in Würzburg stattfand, musste die Schweizer Band Black Willows leider kurzfristig absagen. So spontan einen Ersatz zu finden ist selbstredend kein leichtes Unterfangen, aber glücklicherweise war die Lösung bereits eingetroffen. Sonic Trip Project, die für ihren Gig am zweiten Festivaltag bereits angereist waren, ließen sich schnell begeistern, ein exklusive Space Jam zusammen mit Veranstalter Horst "Sunhair" Porkert auf die Bühne zu bringen.
Für alle, die dieses Jahr das Festival besuchen, gibt es übrigens die gute Nachricht, dass Black Willows ihren Gig heuer nachholen.

Nicht ganz ein Jahr nach dem elften Psychedelic Network Festival gibt es jetzt beim Würzburger Kraut, Space, und Psychedelic Rock Label Sunhair Music den Live Mitschnitt der Space Jam auf einer wunderschönen Doppel-CD. Wer das Festival und die Veröffentlichungen aus dem Haus Sunhair verfolgt, erkennt schnell, dass auch dieses Mal der Künstler Ulrich Mönig für die Gestaltung der Verpackung zuständig war.
Fast 140 Minuten exklusives Material befinden sich auf den beiden Scheiben zu hören. Die ersten fünf Tracks sind die gesamte Aufnahme der Space Jam am 30. November 2018. Als Zugabe gibt es zum krönenden Abschluss noch den Song 'Cairo Neon' zu genießen, den Sonic Trip Project am darauffolgenden Samstag bei ihrem offiziellen Gig gespielt haben. Auch hier wurde Sunhair wieder als exklusiver Gast mit auf die Bühne geholt.

Was hier geboten wird, ist eine farbenfrohe Expedition in andere Dimensionen und unbekannte Bereiche der menschlichen Wahrnehmung. Mit kratzig-verzerrter Gitarre, warmem Bass, einem antreibenden Drumset sowie unzählbarer technischer Effekte, Synthie Sounds, Modulen, und Geräuschen starten die Engländer zusammen mit ihrem Gastgeber durch. Alles was danach passiert, wird selbst regelmäßige Zuschauer von The Sky at Night mit vor Staunen offenem Mund dastehen lassen. Die hier gebotene Space Jam interagiert multiinstrumental und schafft dabei eine Soundlandschaft aus etlichen einander korrespondierenden Ebenen. Abwechselnd treten musikalische Themen in den Vordergrund, ohne jedoch nach ihrem vermeintlichen Ausklang gänzlich zu verschwinden, und stattdessen zu späterem Zeitpunkt mit erhöhter Intensität neu zu erscheinen.

Auch die einzelnen Musiker stehen mal weiter vorne, um der Jam einen neuen Anstoß zu geben oder mischen sich wieder in den Hintergrund, wo sie beim modifizieren und adaptieren Loop für Loop ganze neue Welten erschaffen, die im Kosmos dieses Spektakels ihre Umlaufbahnen durch den Konzertraum ziehen.
Was hier auf der Bühne präsentiert wurde, ist weitaus mehr als eine reguläre Space Jam Session. Neben einer kleinen Hommage an Boney M werden Stile aus vielerlei Genres der psychedelischen Musik eingebaut, und mit einer eindeutigen Liebe für elektronische Effekte weiterverarbeitet, bis jedes kleine Motiv wie eine Rakete in den Nachthimmel steigt.

Der Logbuch Eintrag vom 30. November 2018 ist ein großartiges Stück Psychedelic Space Jam zum nach hause nehmen. Nicht für Leute die dabei waren, ist dies ein einzigartiges Stück des schönen Festivals für die heimischen Audiosysteme.
Darüber hinaus ist es natürlich auch ein Teaser für die kommenden Veranstaltungen des Psychedelic Network - besonders für das jährliche Festival am letzten Novemberwochenende. Und auch für Fans von experimentellem Space Rock bieten die beiden Scheiben mit exklusiven Aufnahmen des Sonic Trip Project einen gewaltigen Mehrwert.
Mein Empfehlung: Drückt auf Play, dreht den Regler nach oben, macht die Augen zu, und taucht in unendliche Weiten.

Line Up:
Vince Cory - Gitarre, Synthies, Samples
Daneel Olivaw - Elektronische Unterstützung
Barry Mart - Synthies
Darren Butler - Drums
Lee Carr - Bass
Horst "Sunhair" Porkert - Synthies, Effekte
Phil Cory - Leadgitarre auf 'Cairo Neon'