Konzertbericht: Neighborhood Brats & Awesome Grey

Es war heiß. Richtig heiß. Auch am frühen Abend hat der Fußweg zum Immerhin kunstvolle Schweißmuster auf mein Shirt gezaubert. Da liegt es doch nahe, sich in den liebevollen Katakomben des Immerhin bei dem einen oder anderen Bier abzukühlen.
Die Sommerstimmung wurde bestens ausgenutzt. Bei meiner Ankunft in der großartigsten Konzertlocation unserer Kleinstadt standen noch Biertischgarnituren, ein Grill und meterweise Köstlichkeiten im Hinterhof. Alles fühlte sich nach Punk Rock Biergarten an, und man konnte zwischendrin sogar mal vergessen, dass es ja noch Konzerte gibt, auf die man sich freut.


Dann war es auch irgendwann mal so weit, dass Awesome Grey die Bühne betraten. Trotz des guten Wetters hatte sich dankbarerweise eine doch relativ große Menge im Immerhin eingefunden, um dem Konzert der drei Würzburger teilzuhaben.
Seit zehn Jahren gibt es Awesome Grey schon; das ist so lange, wie ich in Würzburg wohne. Und doch habe ich sie gestern zum ersten Mal gesehen. Wie kann das passieren?
Awesome Grey haben ein geiles Konzert aufs Parkett gelegt. Die drei spielen routiniert, verarschen sich gegenseitig auf der Bühne, und sind witzige Entertainer. Da kann man auch mal kurz Phil Collins singen. Auch die Attitüde stimmt von vorne bis hinten. Awesome Grey verzichten auf ihr großes Banner und hängen dafür lieber ihre "Kein Bock auf Nazis" Fahne übers Schlagzeug. Auch in den Songs und Ansagen wurde mehrfach der Mittelfinger in Richtung Neonazis, Polizeigewalt, die neue rechte Mitte und andere Arschlöcher gerichtet. Dahingehend musste ich ab und zu ein bisschen an ZSK denken. Unterschied: im Gegensatz zu ZSK können Awesome Grey ihre Instrumente spielen.
Musikalisch wurde hier schnell galoppierender Skate Punk geliefert. Auffällig ist dabei der oft dreistimmige Gesang. Awesome Grey sind für ihre doch schnelle und recht rabiate Musik irre melodisch und harmonisch.
War auf jeden Fall geil. Außerdem haben Awesome Grey Getränkehalter an ihren Mikrophonständern. Das nenne ich Professionalität.

Es gab keine lange Pause, da standen auch schon die Neighborhood Brats auf der Bühne. Vier Menschen mit teilweise über zwanzig Jahren Altersunterschied und mindestens 400% Energie vom ersten Einzählen bis zum letzten Feedback. Was für eine Show! So ein kraftgeladenes Punk Konzert habe ich zuletzt vor fünf Jahren von den Adicts erlebt.
Die Neighborhood Brats spielen Skate/Surf oder Hardcore Punk wie man ihn aus den 1980ern kennt mit einer Prise britischem Punk hier und da. Stilistisch irgendwo zwischen Descendents, Black Flag, Distillers und The Ruts müssen Neighborhood Brats entstanden sein, und sie sind absolut großartig.
Energisch von den Schnürbändern bis zu den Haarspitzen wurde hier kompromisslos Vollgas gegeben. Die Sängerin hat sich währenddessen wie ein Gummiball über die Bühne bewegt und hat ihre ausrastende Show mit Luftkicks, über die Bühne rollen und Sprüngen untermalt.
Ehrlich eins der geilsten Punk Rock Konzerte, an die ich mich erinnern kann. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß. Und ich muss noch den Schnurrbart des Gitarristen erwähnen. Er ist großartig.

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