Album Review: Entophyte - End of Society's Sanity (2019 Re-Issue)

Wir schreiben das Jahr 1992.
Das Rotkehlchen ist Vogel des Jahres. Bosnien erklärt seine Unabhängigkeit von der Jugoslawischen Föderation. Bill Clinton wird der 42. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
In der Nähe von Recklinghausen wiederum veröffentlicht die drei Jahre zuvor gegründete Thrash Metal Band Entophyte ihr erstes und einziges Album "End of Society's Sanity" bei dem Label Mad Noise. Von 1989 bis 1999 droschen die vier Musiker um sich, bis sie nach ihrer Auflösung leider in einer Senke zwischen Legende und Vergessenheit einkehrten.
Ganze drei Jahrzehnte nach Bandgründung und zwei Dekaden nach Auflösung wurde es Zeit für ein schönes Sammlerstück. Das kanadische Label Awakening Records legt die vor 18 Jahren erschienene CD neu auf, um die Erinnerung an diese außerordentliche Thrash Metal Band sowie an deren vor zwölf Jahren verstorbenen Sänger Harry aufrechtzuerhalten. Zu hören gibt es neben den etwa 30 Minuten Spielzeit der originalen Veröffentlichung von 1992 auch einen unveröffentlichten Bonus Track sowie umfassendes Bildmaterial. Es handelt sich also um ein echtes Sammlerstück, das neben der Erstveröffentlichung ebenso gut im CD Regal steht wie zwischen anderen Heavy und Thrash Rundlingen.
Der Sound, den Entophyte auf "End of Sanity's Dawn" präsentieren, ist Thrash Metal in einer seiner eigentümlichsten Formen. Aggressive Beats gefüllt mit akkuraten Fills preschen ohne Unterlass nach vorne. Das Riffing ist abwechslungsreicher als man es von vielen anderen Thrash Metal Produktionen kennt. Neben dem szenetypischen abgehackten Stil wird auch auf düstere Harmonie gesetzt, es gibt vielerlei Einflüsse aus der klassischen Musik (vor allem Barock) und in 'Random Victims (Potential Killers)' setzt unvermittelt ein Half-Time/Off-Beat mit cleaner Gitarre ein. Dieses Abwechslugsreichtum überrascht oft, stört aber nie. Ganz im Gegenteil: diese Varianz erzeugt Thrash Metal wie ich ihn noch nie gehört habe.
Und auch Sänger und Bassist Harry gibt mit seinem Stimmeinsatz eine unikate Note zum Sound von Entophyte. Der Gesang passt in eine einzigartige Nische mit starkem Vibrato, anklagendem Unterton, lauter Melodik. Ich würde behaupten, es hat ein bisschen etwas von der Vorstellung Jim Morrison würde bei Kreator singen.
Leider fehlen mir die Informationen über den Bonus Track 'Imprisoned Souls' - allerdings würde ich behaupten, dass hier ein anderer Sänger am Mikrofon stand. Beziehungsweise kann ich aus den Infos, die mir vorliegen in Kombination mit Recherche auch nicht entnehmen, ob es sich um eine Originalaufnahme aus den 90ern oder um einen komplett neuen Track handelt. Nichtsdestotrotz ist der Bonus Track leider die schwächste Nummer der Albums. Im Vergleich zum Material von 1992 ist die Nummer viel zu glatt und zu sauber.
Das Re-Release von "End of Society's Sanity" ist vor allem ein schönes Stück Musikgeschichte. Nicht nur alteingesessene Fans von Entophyte werden mit der CD ihren Spaß haben. Auch für Heavy und Thrash Metal Fans aller Generationen ist der sehr eigene Stil der Band eine Bereicherung in der Musiksammlung.

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