LP Review: Bone Man - III (2019)

Bone Man sind die "Three Dead Men" aus Kiel. Das Trio steht mächtigen Psychedelic Rock mit starker Betonung auf dem zweiten Wort. Kraftvoller Heavy Blues Rock trifft auf Stoner und Psychedelica, angenehm, betörend, und immer mit einem Fuß auf dem Gaspedal. Nach einem guten Jahrzehnt Bandgeschichte haben die drei Knochenmänner ihre insgesamt zehnte Veröffentlichung "III" bei Pink Tank Records rausgebracht. Etwa eine Dreiviertelstunde lang begeistern Bone Man auf neun neuen Tracks voll abwechslungsreicher Harmonien, Tempi, sich ergänzender Spuren und fließenden Stilwechseln.
Auf "III" präsentieren Bone Man in Bestform ihre sehr eigensinnige Auslegung von Psychedelic und Stoner Rock. Anstatt sich in endlosen cleanen Loops zu verlieren, wird hier viel mit Einflüssen aus Hard Rock und Heavy Blues gespielt. Die treibenden Rhythmen des Schlagzeugs stehen deutlich weiter im Vordergrund als es genretypisch ist. Die Riffs werden von einem stark präsenten, warmen und manchmal rockig-kratzenden Bass getragen. Die Gitarrenspuren sind mit viel Zerre eingespielt und tanzen in schnellen Loops umeinander, wodurch sie den Songs zusätzliche Energie verleihen. Und dann ist da noch Marian's Gesang: eine klare und kraftvolle Stimme, die sich mühelos über die Soundlandschaft legt; ruhig ohne zu verschwinden, kräftig ohne zu schreien.
Es ist eine Wohltat, der Band zuzuhören, wie sie psychedelische Rockmusik spielt, ohne der zwanzigste Abklatsch einer Kopie zu sein. Bone Man rocken sich durch den gesamten Tonträger, ohne dass man beim Hören denkt "ah, das klingt ein bisschen nach Black Sabbath/The Doors/Pink Floyd/Vibravoid/etc". Nein, das hier ist eigenständig, fernab jeglicher Klassiker, und in jedem Fall ein unikates Stück, was einem so leider viel zu selten unterkommt.
Was dieses Album als Ganzes so schön macht, ist der Spannungsbogen, der sich durch den Tonträger zieht. Zu Beginn gibt es mit dem Opener "Pollyanna" gleich das erste Brett vor die Ohren: die Platte steigt direkt, ohne Kompromisse, brachial und in voller Geschwindigkeit ein, um dann immer wieder erneut Luft zu schnappen, und zum nächsten Schlag auszuholen. Bone Man lassen auf "III" kein einziges Mal nach, sind immer voll dabei, schaffen den Hörenden jedoch mit ruhigen Bridges und Strophen Zeit, um vom rockigen Hüftschwung in psychedelisiertes Kopfschwanken überzugehen und dann aufs Neue loszulegen.
Zu Ende der Platte lassen Bone Man ihre Audienz mit dem Lied "Amnesia" zwischenzeitlich in einen dämmernden, fast träumenden Zustand fallen, um dann nochmal einen Gang hochzuschalten und auf der Überholspur mit dem großartigen Bonustrack "False Ambition" die Platte krachend auslaufen zu lassen. Ein exzellentes Ende für eine großartige Scheibe. Am meisten überzeugt haben mich die Songs "Pollyanna" und "Incognito", aber es ist eine schwere Angelegenheit, hier explizite Titel aufzuzählen. "III" steht als Gesamtes für sich, ist eine rasante Reise ohne Pinkelpausen oder Abfahrten. Bone Man rauschen mit Bleifuß durch die Nacht; vorbei an Negativität, stetig voran, und ohne ein Ziel zu brauchen, weil die Vorwärtsbewegung so viel Spaß macht. Vergleichswerte? Ich kenne keine Künstler, die so klingen. Das hier ist großartig einzigartig und einzigartig großartig!

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