Konzertbericht: Ami Lyons & Band / Christoph Eschenbach @Kellerperle Würzburg, 18 Oktober 2019


Gestern Abend (18. Oktober 2019) wurde ich direkt mit einer Premiere konfrontiert. Noch nie zuvor habe ich Stühle vor der Bühne in der Kellerperle gesehen. Darüber hinaus gab es zur Feier des Tages Sekt, denn es galt das Release von Ami Lyons' EP "Back Home" zu feiern. Wer an meiner Review zu dieser Veröffentlichung interessiert ist, klicke hier.
Vor schon gut gefüllten Reihen legte gegen zwanzig vor Neun der Würzburger Singer Songwriter Christoph Eschenbach als Support los. In der ersten Folge "Folk on Wheels" stellte er sich selbst mal vor "Ich bin Christoph Eschenbach und ich mach' so Melancholie-Kacke". Link zum Song 'Leave me Alone' lohnt sich anzuklicken.
Da jemand am Vortag die Gitarre von Christoph Eschenbach vollgeblutet hatte, war deren Innenleben nun rot. Davon unbeirrt spielte er in gewohnt melodischer Manier los und präsentierte eine schöne Auswahl seiner Stücke aus akustischem Blues, Rock, und etwas Folk. Seine Musik ist von einer stetigen Dynamik sowie besagter Melancholie angetrieben, welche er mir rauer und kräftiger Stimme vorträgt. An dieser Stelle möchte ich an den Künstler rückmelden, dass sowohl seine deutschen als auch seine englischen Texte akkurat geschrieben sind.
In der Stimmung, die Christoph Eschenbach mit seiner Musik erzeugt, bin ich manchmal etwas an Sven Regener erinnert. Die Songs und ihre Message sind gefühlvoll, ehrlich, nachdenklich, und im Herzen Punk Rock. Gegen Ende holte Christoph Eschenbach dann für ein paar Blues Nummern noch die E-Gitarre raus, bevor es zur Zugabe zusammen mit Ami Lyons kam. Wenn ich mich recht entsinne, war dies der erste gemeinsame Bühnenauftritt der beiden Kunstsschaffenden aus Würzburg. Nichtsdestotrotz harmonierten Ami und Christoph wunderbar auf der Bühne - eine bessere Zugabe hätte es nicht geben können.
Etwa zwanzig Minuten Pause für einen Schnapp frische Luft und ein neues Getränk gingen schnell vorbei und schon war es um kurz vor Zehn soweit, dass Ami Lyons auf die Bühne trat. Mit sich hatte sie bisher nur ihre Gitarre und einer der fünf Mützen, die sie im Laufe des Konzerts tragen würde. Ami legte zwar zunächst noch ruhig los, aber ließ schon früh erkennen, dass sie sich einen großartigen Spannungsbogen für das Konzert ausgedacht hat. Dieser arc of suspense wurde zunächst durch erhöhte Dynamik und dann durch Auftritt des ersten Gastmusikers eingeleitet.
Bassist Dave Lyons wurde als einer der wichtigsten Einflüsse in Ami Lyons' musikalischem Werdegang, und ganz nebenbei auch als ihr Vater vorgestellt. Der Blues-Bassist legte eine angenehm warme Grundstruktur unter den weiteren Verlauf des Abends und stellte seine souveräne Erfahrung unter Beweis. Auch bei Liedern, die er lediglich von Handy-Aufnahmen kannte, war die Begleitung ideal. So spielten Ami und Dave Lyons schunkelig-flotten Singer Songwriter Blues, bis die nächste Steigerung angekündigt wurde.
Als zweiter Gitarrist kam Tom Stennett auf die Bühne. Ami und Tom, die sich von der Open Mic Session im Standard kennen, haben bereits letztes Jahr ein schönes Musikvideo aufgenommen, dass ihr euch ansehen solltet. Ab jetzt ging es dann in zweistimmiger Harmonie auf dynamischen Blues Mustern weiter. Die Kooperation zwischen Ami und Tom an zwei Gitarren und mit sich ergänzenden Gesangsparts ist faszinierend. Sowohl in Stimme, Gitarrenspuren und jedem Zusammenspiel passt das einfach. Mal werden gefühlvolle Licks über melodische Akkorde gelegt, wie im Song 'Getting Lost' und andermal zaubern die beiden mit Gitarren sich gegenseitig ergänzende Harmonien.
Spätestens ab dem Song 'Open Road' wurden dann alle Orte außerhalb der Sitzplätze zur pulsierenden Tanzfläche und auch auf den Stühlen fiel es immer mehr begeisterten Gästen schwer, die Beine und Hüften ruhig zu halten. Darüberhinaus wurde der Spannungsbogen ein weiteres Mal um eine Steigerung ergänzt, als Drummer Sebastian Hofmann die Band komplettierte. Ab jetzt stand auch genau die Besetzung auf der Bühne, in der die EP "Back Home" eingespielt und aufgenommen wurde.
In einer Ansage gab Ami Lyons bekannt, dass es tatsächlich kaum richtige Bandproben gibt. Gründe dafür sind unterschiedliche Arbeitszeiten im Schicht- oder anderen Betrieb, oder auch die Tatsache, dass England und Unterfranken durch den ein oder anderen Kilometer Entfernung sowie etwas Salzwasser getrennt sind. Unbeeindruckt davon spielten die vier souverän und voller Freude ihr dynamisches Set weiter.
Jetzt war es auch an der Zeit, die Tracks der neuen EP "Back Home" vorzustellen. Hier erreichte das Konzert einen seiner ersten Höhepunkte. Die neuen Songs sind von einem noch dominanteren Blues Rock-Einfluss geprägt und tanzen mit breiten Schultern sowie leichten Füßen über die Takte. Der Titeltrack 'Back Home' ist außerdem durch angenehme Funky Licks geprägt. Jedes der neuen Lieder kam unheimlich gut beim Publikum an und bei der rührenden Dankesrede zum Song 'I don't know' war eines klar: es kann noch nicht vorbei sein!
Und tatsächlich! Es gab eine zweite Zugabe, was auch heißt, Tom musste noch ein bisschen auf sein Getränk warten. Aber es war ein krachender und hervorragender Abschluss: 'Hit me Baby one more Time' in dynamischem Acoustic Blues Rock; zweistimmig und großartig.
Ich bedanke mich für einen wunderschönen Abend und hoffe, dass sich "Back Home" sowie auch weitere Konzerttickets von Ami und Band, sowie von Christoph gut verkaufen.

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