Interview: Oh Henry

Photo Credit: Oh Henry

Oh Henry aus Düsseldorf spielen seit nunmehr 16 Jahren melodischen Indie und Punk Rock. Am 19. Juni war es soweit, dass zum ersten Mal ein Studio Album des sympathischen Quartetts veröffentlicht wurde. Zu diesem Anlass durfte ich mich ein wenig mit der Band unterhalten. Es ging um das Album "Wo mein Herz schlägt", um Musik, um Düsseldorf und noch mehr. Aber lest selbst!


Hallo, Oh Henry und vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt.
Möchtet ihr euch zunächst kurz vorstellen, damit die Lesenden wissen, mit wem sie es zu tun haben?

Hey, wir sind  „Oh Henry“ mit Casi an Mikrofon und Gitarre, Olli an den Trommeln, Marc an der Gitarre und Jens am Bass. Wir sind eine Düsseldorfer Band und haben gerade ein Album veröffentlicht.

Ihr habt euch im Jahr 2004 gegründet und bringt dieses Jahr euer erstes Album auf den Markt. Was ist in diesen 16 Jahren so passiert? Ihr scheint ja nicht ganz untätig gewesen zu sein.

Wir waren ganz nach dem Motto "Auf die Bühne-fertig-los!" unterwegs. Es folgten der ein oder andere legendäre Gig sowie diverse Tonstudioaufnahmen, die wir dann zum freien Download auf unserer Website angeboten haben. Nach 16 Jahren Bandgeschichte wollten wir uns jetzt endlich mal unter „O“ einen festen Platz im Plattenregal sichern.

Wenn ich an eure Heimatstadt Düsseldorf denke, fallen mir Assoziationen wie Altbier, die Kö oder das pompöse Rheinufer ein. Punk und Independent Rock stehen in meinem Brainstorming recht weit unten. Könnt ihr Außenstehenden ein wenig erläutern, was Düsseldorf musik- und szenetechnisch zu bieten hat?

Spätestens seit den späten 70ern ist Düsseldorf mit dem Ratinger Hof zur Musikhauptstadt geworden. Im Laufe der Jahre entstanden grandiose Bands. Bands wie  zum Beispiel Krupps, Fehlfarben, die Toten Hosen. Die Stadt hat seitdem viele große Künstler, Bands und Musiker hervorgebracht. Broilers, Oiro, Joseph Boys. Und auch nach 50 Jahren ist noch zu spüren, dass die Energie des Punks Menschen und Orte, wie zum Beispiel das „Tube“, prägte. Wie man sieht, hat Düsseldorf viele Gesichter.

Die zweite Single zu eurem Album war „#Freunde“. Das dazugehörige Musikvideo ist ein Zeitgeistdokument der Corona Zeiten. Wie ist das Video entstanden?

#Freunde erzählt von einem Phänomen unserer Zeit, nämlich der Informationsflut in den sozialen Medien und dessen Auswirkungen auf das Individuum. Das das Video gerade vielleicht auf Grund der Masken in die Corona Zeit passt ist Zufall.

Daher haben wir Freunde der Band gefragt sich den Song anzuhören und  dann spontan einen kleinen Videoschnipsel aufzunehmen. Fast alles war erlaubt. Alles was gerade dazu einfällt. Dann haben wir noch mit der Band gedreht. Herausgekommen ist ein fantastischer Mitschnitt mit vielen individuellen Eindrücken. Sehr Lohnenswert zu sehen!


Das Musikvideo findet ihr hier.
Seit dem "Update" findet Blogger viele YouTube Videos nicht mehr...

Und wie hätte das Video ausgesehen, wäre es in anderen Zeiten entstanden?

Das Lied #Freunde erinnert mit seinem Ausruf „Seid doch mal leise!“ daran, sich auch mal wieder auf sich selbst zu besinnen und dass einem das in dem ganzen sozialen Gewusel manchmal sehr schwerfällt.  Aus diesem Grund war uns gerade bei diesem Video ganz besonders wichtig, die Meinung  von anderen einzufangen. Das Video wäre somit zu einer anderen Zeit genau so entstanden wie jetzt.

„#Freunde“ ist auch ohne COVID-19 ein sehr zeitgemäßer Track. Auf der einen Seite ist die unheimlich laute Flut an medialem Input der Sozialen Medien und auf der anderen Seite die Einsamkeit hinter den Endgeräten. Findet ihr, die Realität von Facebook, Instagram, Twitter, VK und Co macht viele Menschen zu gut vernetzten Eremiten?

Ein besonders interessanter Aspekt ist ja, was diese unheimlich laute Flut an medialem Input der sozialen Medien mit den Menschen macht und wie sie damit umgehen. Dabei spielt die Einsamkeit genauso eine große Rolle wie viele andere Verhaltensweisen. Wir denken, dass gerade die Offenheit mit diesem Thema viele Phänomene und Bewältigungsmöglichkeiten aufzeigt. 

Die Tiermasken im Video haben mich an Karneval erinnert. Das ist ja bei euch und in der Nachbarstadt ein ziemlich großes Ding. Sind Punk Rock und Karneval vereinbar oder ist das eher die Zeit, in der ihr euch von feiernden Menschenmassen fernhaltet?

Unsere Prinzipien sind Offenheit, Ehrlichkeit, Toleranz und Akzeptanz. In diesem Sinne ist jeder Jeck anders und lebt Karneval anders oder eben auch nicht aus.

Gemäß bisherigen Hochrechnungen müsstet ihr im Jahr 2036 euer zweites Album veröffentlichen. Ist der Sechzehnjahresplan realistisch oder habt ihr andere Absichten?

Jetzt ist es für uns erst einmal an der Zeit  die Bühnen der Welt zu erobern. In den kommenden Jahren warten noch viele  Songs und Gigs auf euch. Lasst euch überraschen!

Zum Schluss noch: Welche Alben oder Künstler laufen gerade bei euch auf Dauerschleife und sollten den Lesenden nicht vorenthalten werden?

Evergreens, die auch bei uns ihre Spuren hinterlassen haben, zum Beispiel: FooFigthers, Samiam, Nomeansno, Descendents.

Vielen Dank und alles Gute!

 

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