Sampler Review: Folk's Worst Nightmare - Folk's Worst Nightmare (2019)

Da sind sie wieder, unsere stetigen Begleiter auf MangoWave: die Weirdos von Folk's Worst Nightmare. Das Liedermacher Kollektiv ist ja inzwischen fast schon Stammgast auf dieser Seite geworden. Und da uns Folk's Worst Nightmare online gerade mit ihrer #FolksWorstWideWebTour beglücken, halte ich es für angemessen, in diesem Atemzug auch den Mitte 2019 veröffentlichten Sampler der wilden Barden zu besprechen. Ihr findet das gute Stück samt seiner acht Lieder auf der Bandcamp Site des Kollektivs. Acht Lieder von acht Künstlern schreien nach einer etwas anderen Herangehensweise an eine Review. Here we go.

Photo Credit: Bandcamp

1. Reverend Reefer - Death by Reality (02:59)
Mit diesem Künstlernamen könnte das Mitglied von Houseparty auch im Gangster Rap eine steile Karriere machen. Stattdessen ist der Reverend eher in Richtung Americana, Country und Anti-Folk zu finden. Die nüchterne Betrachtung des Leben mit seinen Höhen und vor allem seinen Tiefen, die Reverend Reefer hier präsentiert, klingt am besten auf der Ladefläche eines Trucks in der Wüste. Glaube ich zumindest.
Hier seht ihr, wie Reverend Reefer ebendieses Lied zusammen mit seinen Kollektivkollegen als Support für Frank Turner performt:


2. Brickwater - It's okay (04:07)
Mit Brickwater ist auch eine richtige Band dabei. Das Quartett besteht aus Bricky Waters, John Steam Jr., Fabi Formaggi und Daniel de Drum. Zusammen produzieren sie einen angenehmen, rauchigen und durstigen Mix aus kratzigem Indie, gemächlichem Punk Rock und viel Folk. Mich erinnert die Stimmung sehr an The Gaslight Anthem. Der Song "It's okay" ist eine sehr Hymne über ein abgeklärtes, sehr bewusstes und gewählt distanziertes Verhältnis zur Welt. Manchmal ist man einfach unterschiedlicher Auffassung und das ist auf echt manchmal okay so.
Eine schöne Aufnahme des Songs gibt's hier:
3. John Steam Jr. - Phrases (03:19)
Und gleich nochmal John Steam Jr. Hier gibt's allerdings ein Stück von seinem Solo Album "Anywhere but here" zu hören. Musikalisch sind hier große Unterschiede zu hören. So klingt die Solo Nummer deutlich dynamischer und verabschiedet sich fast gänzlich von Indie und Punk. In meiner Review habe ich das Prädikat Acoustic Road Blues verliehen und würde dies nach wie vor tun. In Gedanken über hohle Phrasen versunken galoppiert John Steam Jr., der garantiert kein Cowboy sein will durch die Prärie.
Wie das in freier Natur aussieht, seht ihr hier:
4. The Black Elephant Band - Stuck in the Rock'n'Roll Office (03:57)
Er ist wahrscheinlich der Künstler mit den meisten Erwähnungen auf meinem Blog. Das Lied "Stuck in the Rock'n'Roll Office" ist eine schunkelig tanzende Nummer aus Anti-Folk und akustischem Punk Rock. Ich würde den Titel als eine selbstreflektierte "Coming of Age"-Geschichte bezeichnen. Schließlich geht es um den Werdegang vom wilden und freien Straßenmusiker zum immer noch wilden Straßenmusiker, der Buchungen und Touren plant und sich bei Kaffee um Abrechnungen kümmert.
Wolltet ihr schon immer wissen, wie dieses Lied im Auto klingt? Voilà:
5. Mäkkelä - A Tenner, an Album, a Heart (02:22)
Er ist der Blues Rocker der Anti-Folk Weirdos. Wenn Mäkkelä mit seiner einzigartigen Stimme und mit Bouzouki oder Gitarre an den Start kommt, ist Liedermaching der besonders düsteren Sorte angesagt. Musikalisch verorte ich Mäkkelä irgendwo zwischen Leonard Cohen, Tom Waits und einem VW Bus T3. In "A Tenner, an Album, a Heart" berichtet er über das Leben auf ständiger Tour und die Freuden dieses Lifestyles, wie einen Zehner zu verdienen, ein Album zu verkaufen oder doch gleich ein Herz zu gewinnen.
Zusammen mit The Black Elephant und Ozzmond kann sich das dann so anhören:
6. The Devil's Dandy Dude - Down Low (04:36)
Und es bleibt direkt düster. The Devil's Dandy Dude von den Devil's Dandy Dogs spielt den Country und Blues, bei dem sich die Lichter von alleine runterdimmen. Die Kombination aus Cello und Gitarre erzeugt eine wunderschön schaurige Stimmung und wenn erst die Orgel einsetzt, ist es sowieso zu spät. Das Lied malt wunderschöne Bilder von dunklen Gassen, rauchigen Bars und Männern mit Hüten. Mich persönlich erinnert die Nummer immer ein bisschen an Nick Cave and the Bad Seeds. So oder so ist "Down Low" mein Lieblingstrack auf dem Sampler.
Leider finde ich kein Video dazu. Aber ihr hört Auszüge aus dem Lied in den meisten Intros der #FolksWorstWideWebTour. Und dieses Video ist auch sehr schön:
7. Chris Padera - The Losing Fight (02:53)
Und nochmal Houseparty. Mit Orgel, Gitarre und jeder Menge Energie widmet sich Chris Padera dem stetigen Kampf, den manche Leben nennen. Selbstreflektiert, unbeschwert und mit einem fröhlichen "Fuck Off" gibt sich Chris Padera dem "Losing Fight" hin. Dabei legt er eine flotte Indie-, Punk- und 60s Rock-Nummer hin. Ich würde die Nummer als Mischung aus 5th Dimension, The Flatliners, Art Brut und Mr. Meeseeks bezeichnen. Dabei kommen schöne Percussions ins Spiel: zuerst geklatscht, später in Fom von Backing Vocals, die "Uh! Ah! Uh-Ah!" machen.
Und so klingt das Ganze auf den Dächern Nürnbergs:
8. Tjian - Two Ice Cubes (03:50)
Den Abschluss des schönen Samplers macht Tjian. Leider finde ich keine Online Präsenz des Künstlers. Nichtsdestotrotz wird hier fröhlich tänzelnder Blues und Folk gespielt. Tjian präsentiert hier eine schöne Kneipennummer. Sorgen über Zukunft und unschöne Dinge werden hier bewusst auf der Prioritätenliste hinter die Gemütlichkeit eines gefüllten Glases gestellt. Tjian besingt und bepfeift die sonnige Seite des Lebens, die sich abseits des Schattens erstreckt. Vor allem durch den harmonischen Acapella Ausklang passt das Lied perfekt ans Ende des Samplers.
Hier ist eine Live Aufnahme aus dem Studio des Nürnberger Senders Radio Z:

Was lässt sich abschließend sagen? Schönes Ding! Der Sampler ist eine großartige Sammlung von Folk's Worst Nightmare Liedern und ein guter Überblick, was das verrückte Kollektiv so macht. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall. Runterladen tut sehr gut. Und hören ist immer wieder eine Freude.

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