Interview: 24/7 Diva Heaven (German)
Hallo und erstmal vielen Dank, dass ihr euch Zeit für das Interview nehmt. Möchtet ihr euch kurz vorstellen? Und könnt ihr bei der Gelegenheit auch gleich sagen, wie ihr zu dem Bandnamen gekommen seid?
Kat (guitar / vocals):
Hey, vielen Dank für die Einladung zum Interview! Wir sind 24/7
DIVA HEAVEN, ein Rock-Trio aus Berlin! Unsere ersten gemeinsamen Jams stammen
aus 2017, eine erste EP („SUPERSLIDE“) folgte 2018 und in diesem Jahr bringen
wir nun endlich unser Debüt Album „STRESS“ über NOISOLUTION heraus, was uns
mächtig freut!
Hier kommt die Geschichte zu unserem Namen: In Berlin gab es eine
Veranstaltungsreihe, die „DIVA HEAVEN 7 /11“ hieß. Diese fand einmal im Monat
in der Raumerweiterungshalle statt und hatte sich zur Aufgabe gemacht, queere
und weibliche Künstler*innen zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu
bieten. Da war immer irgendwie Glamour am Start: Glitzer, klasse Acts, viel
Kreativität und ein buntes Publikum. Das hat uns sehr inspiriert. Diva zu sein
bedeutet für uns das Aus-Sich-Herausgehen, das eigene facettenreiche Ich zu
leben, auch wenn man damit aneckt oder nicht den gängigen Normvorstellungen
entspricht. Unsere eigene Diva leben wir allerdings nicht nur von sieben bis
elf Uhr, sondern eben 24/7. Ein 24-stündiger Trip im Diva Heaven sozusagen!
Euer erstes Album ist nicht nur sehr schön geworden, es hat auch
ein sehr schickes Cover Artwork. Hat die Buchstabennudelsuppe mit dem Pak Choi
eine tiefere Bedeutung?
Kat (guitar / vocals):
Erst einmal: vielen Dank für die Blumen! Freut uns sehr, dass es
dir gefällt!
Wir haben lange überlegt, wie unser erstes Albumcover aussehen
soll. Es ist manchmal gar nicht so leicht sich festzulegen, gerade, wenn viele
Ideen im Raum schwirren.
Unser Albumtitel lautet „STRESS“ und ist gar nicht so unernst
gemeint, wie unser Albumcover vermuten lässt. Die aktuellen Zeiten sind so sehr
von schlechten Nachrichten, Ungerechtigkeiten, politisch brisanten
Entwicklungen und persönlichen Herausforderungen geprägt, dass es manchmal sehr
schwer ist, das als einzelne Person zu verarbeiten. Der Druck ist überall! Der
Stress sitzt uns allen im Nacken und die wenigsten geben zu, dass uns oft alles
(Zu Recht) zu viel ist.
Wir lieben Kontraste und haben die Ironie als funktionierendes
Stilmittel für uns entdeckt: sie spiegelt einfach am besten unsere
Persönlichkeiten wider und erlaubt es, sich ernsten Themen auf kreative Weise
zu nähern und die Widersprüchlichkeit in Dingen zu erkennen. Eine sehr
hilfreiche Sache, wenn man sich mit aktuellen Themen und der eigenen
persönlichen Situation befasst. Um den Bogen zur eigentlichen Frage zu
schlagen:
Es ist einfach sehr „stressig“ (und zudem völlig unpraktisch) eine
Nudelbuchstabensuppe mit Chop-Sticks zu essen! Jeder Mensch, der das mal
probiert hat, wird mir zustimmen! Somit ist die Nudelbuchstabensuppe mit
Chop-Sticks das perfekt-ironische, rosarote Sinnbild für unseren Albumtitel
geworden. Und der Pak Choi dient einfach nur als Dekoration. So einfach ist das
manchmal und gleichzeitig doch so kompliziert.
Kat (guitar / vocals):
Die Menschen von NOISOLUTION sind fantastisch! Wir freuen uns krass,
nun Teil der Familie zu sein! Arne und sein Team stehen einfach schon seit so
vielen Jahren für Qualität, ohne dabei die eigenen Ideale zu verkaufen, was im
Musikbusiness manchmal gar nicht so einfach ist. NOISOLUTION schafft genau den
Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Authentizität, mit einem Bein im
Mainstream aber stets den Underground im Blick, dabei sehr professionell und
mit einer street-credibility, die andere „player“ im Business schon längst
verloren haben. Das passt perfekt zu uns, einer Band, die zwar nicht mehr
ausschließlich DIY unterwegs ist, ihre Seele dennoch nicht verkaufen will. Wir
wünschen uns zuverlässige Partner*innen, die uns in unserer Sache unterstützen
und darüber hinaus unsere Ideale teilen- oder zumindest verstehen können- und
da haben wir mit NOISOLUTION einen sehr guten Fang gemacht!
Ich kannte Arne schon eine Weile aus dem Arbeitsumfeld.
NOISOLUTION schieß mir direkt in den Kopf als es darum ging Labels anzufragen,
da es musikalisch einfach passt und ich Arne vor allen Dingen auch als Mensch
sehr schätze! Außerdem sind wir Fans von sehr vielen Bands aus dem Roster,
einige Freund*innen von uns sind mit ihren Kapellen bei Noiso unter Vertrag und
der Schritt war für uns naheliegend. Dass uns NOISOLUTION dann auch tatsächlich
das Vertrauen geschenkt hat, freut uns ungemein und wir können es kaum
abwarten, „STRESS“ gemeinsam mit Arne und seinem Team in die Welt zu schmeißen.
Ihr gehört ja auch zum Kollektiv Grrrl Noisy. Könnt ihr die Arbeit
der Gruppe kurz vorstellen?
Mary (drums):
Genau! Wir sind Mitgründerinnen vom Kollektiv GRRRL-NOISY, das zum
Ziel hat, ein unterstützendes und feministisches Netzwerk aufzubauen sowie
weibliche & non-binäre Talente aus den Genres Noise, Grunge, Punk, Doom, Metal
oder anderen außergewöhnlichen Stilen der Underground-Musikszene in Berlin zu
präsentieren und sichtbar zu machen. Angefangen hatte alles Ende 2019 als wir
mit der Unterstützung unsere Freund*innen von Riot Spears, Aptera und Isoscope
sowie Säsh Dustown zu einer ersten Jam Session ausschließlich für Frauen*
eingeladen haben. Dabei geht es viel mehr ums Musik machen - es geht
darum, strukturelle Konventionen aufzubrechen und die Vorbilder von Frauen* im
Musikbusiness hervorzuheben.
Es gibt eine Gemeinsamkeit, die ihr mit Bands wie Hands Off
Gretel, Tape Shapes, Marisa and the Moths, Brunhilde, oder Passionless
Pointless habt. Ihr werdet es schon ahnen: es ist die Mischung aus Punk Rock
und Grunge oder Alternative Rock. Stimmt ihr zu, dass der Sound von Bands wie
L7 oder Hole in letzter Zeit ein starkes Revival erfährt?
Karo (Bass):
Ja, zum Glück -
jedenfalls ist das im Untergrund so, wäre eh zu schade für den Mainstream und
passt da auch nicht wirklich hin. Und es ist ja auch irgendwie logisch, der
Gram, das Gefühl von einem starken sozialen Ungleichgewicht und der damit
verbundene Ärger, den Punk und Grunge vermitteln, besteht ja nach wie vor. Und
scheppernde, wütende Riffs kommen eh niemals aus der Mode.
Karo (Bass):
Musik verbreiten wir auf den üblichen Plattformen wie Bandcamp,
Youtube und Spotify. Ohne Gigs ist es in gewisser Weise schon schwieriger, eine
gewisse Reichweite zu erlangen, aber immerhin kann man seine Musik heutzutage
über die genannten Plattformen verbreiten, was in den jetzigen Zeiten hilfreich
ist. Physische Plattenverkäufe unterstützen Musikschaffende natürlich, sowohl
in der Verbreitung der Musik als auch in finanzieller Hinsicht – also hier
nochmal zur Erinnerung: „STRESS“ Album VÖ: 19.03. über Noisolution! 😉
Ich bedanke mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Möchtet
ihr zum Ende noch etwas anmerken oder loswerden?
Kat:
Lasst euch nicht unterkriegen! Und bleibt gesund - physisch und
mental.
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